Rechtlicher Status für jüdischen Friedhof?
Der auf das Jahr 1875 datierte jüdische Friedhof am Litauer Wall in Kaliningrad erhält möglicherweise den Status eines Kulturdenkmals.
Ein Gelände ganz in der Nähe dieses aus der Königsberger Zeit stammenden alten Friedhofs wird laut Gebietsregierung jetzt archäologisch untersucht, da dort Wohnhäuser entstehen sollen, deren Grundstücke auch Teile der alten Gemeindefriedhöfe an der ehemaligen Labiauer Straße umfassen. Mitarbeitende des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften haben bereits drei Grabungsschnitte angelegt und in einer der Gruben Teile von Grabsteinen sowie Knochenreste gefunden.
Angesichts dessen beabsichtigen die regionale Denkmalschutzbehörde, die Stadtverwaltung und das Kuratorium der jüdischen Gemeinde, dem Friedhof endlich einen rechtlichen Status zu verleihen. Es besteht die Hoffnung, dass der auf das Jahr 1875 datierte Friedhof endlich als Kulturdenkmal anerkannt wird.
Zur Information: Im August 2001 kam es in Kaliningrad zu einem denkwürdigen Ereignis – am Begräbnisort des 1810 geborenen und 1883 in Königsberg gestorbenen Israel Salanter, eines weltweit bekannten Predigers und Begründers jüdischer Ethik, wurde eine Gedenktafel aufgestellt.
Der jüdischen Gemeinde Kaliningrads gelang es nicht nur, die Stelle von Salanters Grab zu finden, sondern sie brachte auch das gesamte Gelände, auf dem sich die sterblichen Überreste tausender Juden befinden, wieder in Ordnung. Auch viele Opfer des von den Nationalsozialisten begangenen Holocausts sind hier bestattet.
Zur Enthüllung der Gedenktafel reisten über 250 Rabbiner aus vielen Ländern der Erde an. Später wurde die Gedenktafel mehrere Male durch Vandalismus beschädigt. Der Grabstein Salanters wurde bald zerstört und die Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus mit Hakenkreuzen und beleidigenden Sprüchen beschmiert. Gegenwärtig ist Salanters Grab wieder in Ordnung gebracht worden.