Nach Jahrzehnten wieder Gesang
Die Kirche in Borchersdorf (heute Selenopolje) hat wohl Glück gehabt: Erfahrene russische Restauratoren haben sie als Übungsobjekt für ihre Meisterklassen ausgewählt.
Nach weniger als einer Woche stießen über 80 Freiwillige dazu, darunter auch Mitglieder der Kaliningrader Bewegung „Ruinenschützer“. „Als Erstes haben wir dafür gesorgt, dass hier aufgeräumt und das umliegende Gelände in Ordnung gebracht wird“, schreiben die Ruinenschützer auf ihrem Telegram-Kanal. „Sehen Sie selbst, was wir alles geschafft haben: Die Rasenfläche rings um das Kirchengebäude ist gemäht und das Gestrüpp auf dem ehemaligen Friedhof entfernt worden. Wir haben einen neuen Zaun gezogen und die Bushaltestelle in Ordnung gebracht.“
Es wurden auch wichtige Erhaltungsmaßnahmen begonnen. Dank der Hilfe der Restauratoren konnten die oberen fünf Meter des Mauerwerks befestigt und das Mosaik gereinigt werden. Ein Teil des Mauerwerks an der Westseite des Glockenturms wurde wiederhergestellt und an mehreren Stellen sind spezielle Klammern und Putzschienen angebracht worden. Auch wurden auf der Nord- und Südseite des Kirchenbaus heruntergefallene Steine entfernt. Dann schließlich ein herrliches Ereignis – nach Jahrzehnten war in den Mauern der Kirche wieder Gesang zu hören. Der zur Kirche der Märtyrerin Lidia in Kaliningrad gehörige Chor trat auf.
Dank der Unterstützung des Verbands der russländischen Restauratoren wird dieses Projekt fortgeführt werden.
Zur Information: Die Kirche in Borchersdorf ist erstmals in der Ordenszeit 1481 dokumentiert. Sie wurde im Laufe der Zeit baufällig. Die neue Kirche, an der offenbar von 1718 bis 1735 gebaut wurde, entstand nach dem Vorbild der Kirche in Wusterhausen bei Berlin als ein schlichter Bau mit Turm ohne Chor. Sie wurde nach erneuter Baufälligkeit 1807 bis 1814 wiederhergestellt. Bei den Kämpfen um Ostpreußen 1944/45 wurde der Turmhelm zerstört und die Südmauer beschädigt. Nach dem Krieg nutzte eine Kolchose die Kirche als Lager. Die Sakristei im Osten wurde bereits vor längerer Zeit abgerissen. Hier klafft jetzt ein großes Loch in der Wand. Die südliche Vorhalle ist verschwunden, der nördliche Anbau verfällt, das Dach des Kirchenschiffs ist eingefallen. Seit 1994 ist die Kirche nicht mehr zu benutzen. (Quelle: https://ostpreussen.net, Stand 2021)