Kants Mahlzeiten im Freundeskreis
Gastmahle, die der Philosoph Immanuel Kant in seinem Haus für Freunde, Gäste und Kollegen veranstaltete, wurden weit über die Grenzen Preußens hinaus bekannt.
Bereits 1798 hat Kant die Regeln für ein Gastmahl in seiner anthropologischen Schrift über das höchste moralisch-physische Gut beschrieben. Darunter ist kein Feinschmeckerschmaus, sondern ein lebendiges und ersprießliches Zusammensein zu verstehen, ein Austausch von Nachrichten und Meinungen zu einem bestimmten Thema, an dem sich nicht unter drei und nie über neun Gäste beteiligen sollten.
Ludwig Ernst von Borowski, Kants engster Freund und Biograf, weiß dazu Folgendes zu berichten: „Kant, seit einigen Jahren Eigentümer eines Hauses in einer geräuschlosen Gegend, wie er sich eine solche immer wünschte, zog zu seinem frugalen Mittagstisch einen kleinen Kreis gewöhnlich von drei oder vier Gästen, deren Mahlzeit bei ihm er durch seine Unterhaltungen aus allen Fächern des Wissenswürdigen würzte… Vielen seiner Freunde oder Vertretern der Königsberger Prominenz würde eine Einladung zu Kants mittäglicher Tischrunde viel Freude bereiten und er hat im Verlauf vieler Jahre niemandem eine Einladung dazu verwehrt, nie aber jemandem eine Zusage zur Teilnahme an einem Abendessen erteilt…“
Der polnische Historiker Janusz Jasinski fasst seine Erkenntnisse zu diesem Thema in folgende Worte: „Kant organisierte gern Tischgesellschaften in seinem Haus und lud dazu nicht nur Gelehrte und Professoren, sondern auch Offiziere, Kaufleute und Beamte ein. Das Mittagessen bestand aus drei Gängen, gefolgt von Nachtisch und Wein. Das Gespräch drehte sich nicht nur um Philosophie, sondern auch um Ökonomie, Kunst, Literatur, um Politik und Alltagsgeschehen. Kant war von Politik so sehr angetan, dass er den Postboten mit den Zeitungen kaum erwarten konnte. Er kannte sich in Speisen aus und traf ihre Wahl immer mit der größten Sorgfalt, dem lag die Sorge um die eigene Gesundheit zugrunde. Kant war Nichtraucher, er schnupfte keinen Tabak, trank weder Schnaps noch Bier oder Kaffee und nahm nur schwachen Tee, Wasser oder ganz wenig Wein zu sich. Er aß gern Obst und beschenkte damit seine Gäste und deren Familienangehörige. Kant hielt keine strenge Diät, war jedoch der Meinung, dass ein vernünftiger Mensch mit seinem Körper auch vernünftig umgehen soll…“ (Übersetzung eines Auszugs aus dem Buch „Professor Kant – Glanz und Gloria Königsbergs“, Elset, Olsztyn, 2014).
Der Königsberger Bankier und Mäzen Walter Simon beauftragte 1892 den Maler Emil Doerstling (1859-1940), Kant und seine Tischgenossen auf einem Gemälde darzustellen. Eine Kopie dieses Gemäldes schmückt heute die Ausstellung „Die Albertus-Universität und das wissenschaftliche Werk Immanuel Kants“ im Museum des Königsberger Domes.