Auch für den echten und bis heute existierenden Nürnberger Justizpalast, wo seinerzeit neunzehn der Angeklagten schuldig gesprochen und zwölf zum Tode verurteilt wurden, fand sich ein Ersatz in Kaliningrad – die ehemalige Königsberger Börse. Foto: A. K.

„Nürnberg“ –  Ist die Lektion des Krieges nicht gelernt?

In Swetlogorsk/Rauschen fand die Premiere des Spielfilms „Nürnberg“ statt. Mehrere Szenen des Films wurden in Kaliningrad gedreht.

Über dieses große internationale Projekt des russischen Unternehmens „Cinema Production“ mit Beteiligung deutscher, tschechischer und britischer Filmproduzenten berichtete der KE bereits (Nr. 12/2021). Die Produktionskosten beliefen sich auf zehn Mio. US-Dollar. Mehrere Szenen wurden in Kaliningrad gedreht. Einer der wichtigsten Drehorte war die ehemalige Königsberger Börse.

Im Film geht es um eine Liebesgeschichte, die sich auf dem Hintergrund der Nürnberger Prozesse entwickelt. Die Besetzung ist mit Schauspielern und Schauspielerinnen aus den USA, Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, Dänemark und weiteren Ländern international.

„Dies ist Kino für ein breites Publikum und wir hoffen, dass der Film die Zuschauer mitfühlen lässt mit denen, die die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erlebt haben. Der Film hätte eine deutliche Mahnung an alle werden können, die erneut Aggressionen schüren wollen“, sagte damals der russische Schauspieler und Hauptdarsteller Sergej Kempo.

Doch die Fertigstellung zog sich in die Länge – erst wegen Corona, später aus anderen Gründen. Endlich kam der Film auf die Leinwand und der erste Zuschauer des Trailers war zusammen mit Veteranen des Zweiten Weltkriegs Wladimir Putin. „Das Thema der Anerkennung eines Genozids hinsichtlich der Zivilbevölkerung der Sowjetunion ist außerordentlich wichtig“, sagte er im Anschluss. „Der Film ist zweifellos sehenswert… Solche Werke bewahren … das historische Gedächtnis.“

So wurde dieser Spielfilm sofort in einen Propagandastreifen umgetauft. Zur großen Premiere, zeitlich zusammengelegt mit dem Jahrestag des Beginns der sogenannten militärischen Spezialoperation, gab es keine Einladung für die europäischen Partner, die – so behauptet es die russische Seite – zu diesem Zeitpunkt bereits „andere Ansichten sowohl zum Genozid als auch zu den Lektionen, die uns der Krieg lehrt“ hätten.