Branchensterben oder neue Perspektiven?
Die regionale Möbelindustrie schreibt rote Zahlen: Die Produktion ging 2022 fast um die Hälfte zurück.
Einige Hersteller fertigen nur noch 20 Prozent der bisherigen Produktion und es gibt auch solche, die die Fertigung ganz eingestellt haben. Wie dieser Markt das Krisenjahr 2022 überstand und was ihn in Zukunft erwartet, hat das Informationsportal „Kaliningrad.ru“ zum Thema gemacht.
Die hiesigen Möbelhersteller haben es mit gleich mehreren schwerwiegenden Problemen zu tun. Die meisten von ihnen haben Rohstoffe früher aus Europa bezogen: Farben, Leisten und ein Teil der Platten wurden beispielsweise aus Polen, Deutschland und Italien eingeführt. Mit dem Beginn der „Spezialoperation“ in der Ukraine fielen mehr als die Hälfte der Partner aus verschiedenen Gründen weg. Zum Herbst 2022, als eine Bank nach der anderen das SWIFT-System verließ, gab es die nächste Reihe von Unannehmlichkeiten. Die Nebenkosten schossen in die Höhe und dies zog unweigerlich höhere Preise der Fertigware nach sich.
Eine weitere Aufgabe musste schnellstens gelöst werden: die Umstellung vom Export- auf den Binnenmarkt. Hier hing alles von den Logistikwegen ab, die so schnell nicht angepasst werden konnten. Vor den Sanktionen erfolgte der Versand mit LKWs. Ab Frühjahr 2022 musste die Umstellung auf Fähren erfolgen. Die Lieferungen wurden erheblich teurer, die Selbstkosten für die Produktion stiegen und die Zahl der Abnehmer verringerte sich.
Erstaunlich ist, dass in dieser Situation gerade jene Möbelproduzenten den Weg zu neuen logistischen und produktionstechnischen Lösungen fanden, die ihre Ausrichtung auf Auslandsmärkte nicht aufgegeben hatten. „Sie haben einen Weg gefunden, ihre Erzeugnisse über die Türkei ins Ausland auszuführen“, sagte ein Vertreter des regionalen Verbands der Möbelhersteller. „Und dort kaufen sie wie auch in China nun Beschläge, Farben und Leisten für ihre Produktion ein. Leder als Möbelbezug beziehen sie nun aus Kernrussland, obwohl die Qualität deutlich schlechter als die des italienischen Leders ist.
Dennoch kam der Stein ins Rollen. Die Methode der Wahl ist jetzt wie folgt: Die Halbfertigwaren werden in Kaliningrad hergestellt, die Endfertigung erfolgt in Werken in der Türkei. Die Fertigware erhält so ein in der Türkei ausgestelltes Zertifikat und kann damit nach Europa ausgeführt werden. Neue Geschäftspartner sind bereits gefunden worden. Nun heißt es, die angebahnte Zusammenarbeit auszubauen und zu vertiefen, denn sie hilft, die ohnehin schon langanhaltende Krise zu überwinden.“