Selbst dem Rettungswagen war es mitunter nicht möglich, zu den Verletzten durchzukommen. Foto: KE

Alle brechen sich die Knochen, aber keiner klagt

Fast 180 Unfälle am Tag. Und dies ist nur die Zahl der Notaufnahme im Erste-Hilfe-Krankenhaus in Kaliningrad für den Dezember. Es handelt es sich um die für diese Jahreszeit typischen Verletzungen: Handgelenks-, Knöchel- und Ellbogenbrüche.

Bei fast jedem zweiten Patienten wurden Knochenbrüche festgestellt. Normalerweise zählt die Notaufnahme 70-80 Patienten am Tag, in den Glatteistagen steigt die Zahl jedoch stark an. Meistens handelt es sich um die für diese Jahreszeit typischen Verletzungen: Handgelenks-, Knöchel-, Ellbogen- und Schulterbrüche.

Dennoch erstatten die Kaliningrader wegen der Verletzungen, die sie sich in den Höfen und auf vereisten Bürgersteigen zuziehen, keine Anzeige, obwohl ihnen dieses Recht zusteht. „Möglicherweise hat es einzelne Fälle gegeben, aber ich kann mich an keinen erinnern. Ansprüche gegen die Hausverwaltungen können geltend gemacht werden und wir werden den Schuldigen suchen, auf dessen Gelände der Unfall passierte“, erklärte Juri Kondratiew, stellvertretender Vorsitzender der für die kommunalen Dienste zuständigen Behörde. Die Erklärung des Beamten lässt den Verdacht aufkommen, er wolle damit die Verantwortung für die nicht geräumten Wege und Bürgersteige von sich weisen.

Was die verschneiten Höfe betrifft, so sieht die Stadtverwaltung die Schuld bei den kommunalen Betrieben. Diese hätten sich nicht rechtzeitig mit Streusand bevorratet. Ganz unverständlich erscheint vor diesem Hintergrund, dass die Stadtverwaltung ausgerechnet dem kommunalen Betrieb „Tschistota“ („Sauberkeit“), der u. a. für die Schneeräumung in der Stadt verantwortlich ist, eine Auszeichnung verlieh, während die Fußgänger gleichzeitig in Schneewehen versanken und sich auf dem Glatteis Knochenbrüche zuzogen. Die Auszeichnung stieß auf deutliches Unverständnis, das allerdings nur in sozialen Medien zum Ausdruck gebracht wurde.