Holzpferde und 200 Blatt graphische Werke
In Gwardejsk (ehem. Tapiau) ist das Lovis-Corinth-Museum, welches sich in dem ehemaligen Wohnhaus des weltweit bekannten Malers und gebürtigen Tapiaer befindet, eröffnet worden.
Das Haus musste zuvor gründlich saniert und sorgfältig restauriert werden. Das Lovis-Corinth-Museum wurde damit zur ersten Außenstelle des regionalen Museums für bildende Künste, einer Kultureinrichtung, die sich jetzt im Gebäude der ehemaligen Königsberger Börse am Ufer des Pregels befindet. „Wir stellen über 200 graphische Arbeiten von Corinth aus, die er in der Anfangsphase seiner künstlerischen Laufbahn erschaffen hat“, erläutert Galina Sabolozkaja, Leiterin des Museums der bildenden Künste. „Eine größere Sammlung seiner späteren Werke befindet sich in einer Ausstellung am Walchensee in Süddeutschland, wo Corinth seine letzten Lebensjahre verbracht hat.“
Gouverneur Anton Alichanow nahm an der feierlichen Eröffnung des Corinth-Museums teil. In seiner Ansprache sagte er: „Heute ist ein historischer Tag. Wir haben endlich dieses anspruchsvolle Projekt, welches auf eine Idee aus dem Jahr 1988 zurückgeht, Wirklichkeit werden lassen. Dieses Haus wurde seinerzeit als unbewohnbar erklärt, man stellte seinen Einwohnern andere Unterkünfte zur Verfügung. Man musste, um daraus ein kulturhistorisches Baudenkmal zu machen, einen langen Weg zurücklegen. Endlich ist es soweit: Alle vier Ausstellungsräume des Corinth-Museums stehen für Besucher offen.“
Der erste Ausstellungsraum thematisiert die Kindheit des 1858 geborenen Malers. Natürlich war es schwer, Informationen und Dokumente über die ersten Lebensjahre von Corinth zu beschaffen. Die Kirche und das Rathaus – zwei Einrichtungen, die Corinth als Kind mit seinem Vater besucht und denen er später seine Werke gewidmet hatte – seine Staffeleien, die Farben, Möbel, sein Geschirr und Spielzeug – alles schien für immer verschwunden zu sein. Doch begeisterte Museumsmitarbeiter und freiwillige Helfer haben es geschafft, mehrere Zeitzeugnisse zu finden und das längst Vergangene mittels moderner Digitaltechnik anschaulich darzustellen.
Dazu ein Beispiel: Man sieht unter den Ausstellungsstücken des Museums zahlreiche Holzpferde unterschiedlicher Größe. „Damit schlagen wir eine Brücke zur Kindheit des Künstlers“, sagt Sabolozkaja. „Corinth behielt sein Leben lang die Erinnerung an einen Zimmermannsmeister, der im Haus der Corinths häufig zu Besuch gewesen war. Lovis Corinth nannte ihn seinen ersten Lehrer im Fach Zeichnen. Als Motiv für ihre Zeichnungen wählten beide oft Menschen und Pferde. Letztere kamen auch in späteren Werken Corinths als Lieblingsmotiv vor.
Die Sammlung des Corinth-Museums in Gwardejsk/Tapiau erhielt am Tag seiner Eröffnung ein Selbstbildnis des Malers. Der deutsche Professor Volker Kreier hatte es der Stadt Gwardejsk im Jahr 2017 geschenkt. Das Werk entstand 1918 und wurde als „Selbstbildnis vor der Staffelei“ betitelt. Lovis Corinth ließ übrigens eine ganze Reihe seiner Selbstbildnisse zurück, er pflegte sie fast zu jedem seiner Geburtstage zu malen. Ein ambitioniertes Ziel des jungen Museums in Gwardejsk ist es, eine Sammlung solcher Selbstbildnisse des Malers Lovis Corinth zusammenzustellen.
Alexander Kateruscha