Das Diagramm in der Steuerzentrale von Avtotor zeigt den momentanen Zustand aller Produktionsabläufe an. Foto: I.S.

Avtotor stellt auf E-Autos um

Um dem westlichen Sanktionsdruck zu entgehen, plant die Automobilfabrik Avtotor, statt Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren solche mit Elektroantrieb zu bauen.

„Es sind stürmische Entwicklungen auf politischer Ebene, die jetzt die Zusammenarbeit mit unseren deutschen Geschäftspartnern zum Stillstand gebracht haben“, sagte Wladimir Stscherbakow, der Gründer der Holdinggesellschaft Avtotor. „Die Bandstraße für die BMW-Fahrzeuge steht bei uns seit über zwei Monaten still. Wir haben trotzdem keine Mitarbeiter entlassen müssen.

Auch können wir südkoreanische Fahrzeuge nicht mehr in früherer Stückzahl herstellen. Obwohl Südkorea keine direkten Sanktionen verhängt hat, liefert uns dieses Land jetzt viel weniger Bauteile für unsere Produktion. Wir haben derzeit 10.000 Sätze mit Bauteilen für die Herstellung dieser Fahrzeuge auf Lager. Was uns aber gänzlich fehlt, sind die dazugehörenden elektronischen Teile.

Avtotor kann jetzt lediglich 200 statt der üblichen 900 Kfz pro Tag produzieren. Wir haben aber vor, auf die Produktion von Autos mit Verbrennungsmotoren in Zukunft zu verzichten. Um hier einen Ausweg aus der heutigen Situation beschreiten zu können, stellen wir auf die Herstellung von E-Autos aus unserer eigenen Entwicklung um. Avtotor könnte 50.000 bis 60.000 E-Autos pro Jahr produzieren. Die wichtigsten Bauteile – vor allem die Elektromotoren – planen wir hier vor Ort ab erstem Quartal 2023 zu produzieren. Die Umstellung von den Verbrennungs- auf die Elektromotoren wird zirka zwei Jahre in Anspruch nehmen. Ab 2024 rollen dann bei uns E-Autos vom Band.“

Stscherbackow sagte weiter, dass ab dem ersten Quartal 2023 im Gebiet nicht nur Elektromotoren, sondern auch elektronische Bauteile und verschiedenes Zubehör wie Airbags, Sitze und Kunststoffteile für die Belange der Automobilfabrik produziert werden sollen. Die Belegschaft von Avtotor, zumindest ein großer Teil von ihr, könnte in der Übergangszeit zum Bau entsprechender Anlagen herangezogen werden.