Hohes Arbeitstempo und steigende Produktionszahlen gehören bei Avtotor der Vergangenheit an. Foto: I.S.

„Die Lage ist äußert kompliziert“

„Avtotor stellt jetzt nur ein Drittel der üblichen Menge von Neuwagen her“, räumt Wladimir Stscherbakow, Gründer des Kaliningrader Automobilwerkes, in einem Interview mit dem Forbes-Magazin ein.

„Die Lage ist äußert kompliziert. Die logistischen Lieferketten sind kaputt, das erschwert die Beschaffung von Bauteilen“, bedauert Schtscherbakow. „Wenn wir zuvor bis zu 900 Autos pro Tag produziert haben, so laufen heute bei uns lediglich 300 Neuwagen vom Band. Obwohl wir derzeit mit Verlusten arbeiten, steht bei uns kein Personalabbau auf dem Plan (Avtotors Belegschaft zählt derzeit 3.500 Arbeitskräfte  – Anmerkung des KE).

„Allein an Arbeitslöhnen müssen wir monatlich bis zu 350 Millionen Rubel auszahlen. Hoffentlich greift uns in dieser Situation die Gebietsregierung unter die Arme, wir sind ja ein systemrelevantes Unternehmen, auf welches fast 50 Prozent aller im Gebiet produzierten Waren entfallen. Daraus ergeben sich ganz große Steuerzahlungen. Wir haben ja unsere Seehäfen, als wir mit voller Leistung arbeiteten, zu 80 Prozent ausgelastet. Wir erleben jetzt eine Flaute – wir und die Häfen, die Eisenbahn und die rund 300 Firmen in Kaliningrad, mit denen wir zusammenarbeiten. Alle haben es jetzt schwer. Es ist momentan unvorhersehbar, ob wir es schaffen, unsere Produktionsmöglichkeiten zu erhalten, oder ob wir schließen müssen, wie es das Petersburger Hyundai-Werk schon getan hat.“

Pessimistische Erwartungen haben die Werksleitung veranlasst, Avtotor für drei Wochen, vom 1. bis zum 21. Mai, stillzulegen.