Großväterchen Karl erschien in der Pregelstadt als erster Vertreter der Homlinfamilie. Foto: Swetlana Pessozkaja

Homlins und ihre Erfinder

Sieben kleine, mehrere Zentimeter große, aus Bronze gegossene zwergähnliche Fantasiegeschöpfe namens Homlins fanden Eingang in fast alle touristischen Reiseführer.

Über die kleinen Fantasiegeschöpfe namens Homlins, die in nur vier Jahren ihres Bestehens zu den neuen Sehenswürdigkeiten Kaliningrads aufgestiegen sind, gibt es schon einen Artikel im Verzeichnis der ungewöhnlichsten Volkskunstobjekte, das seinerzeit von einem der größten Reiseanbieter in Russland zusammengestellt wurde. Sieben kleine, mehrere Zentimeter große, aus Bronze gegossene zwergähnliche Fantasiegeschöpfe kamen vor nicht allzu langer Zeit an sieben viel besuchten Stätten Kaliningrads zum Vorschein und fanden schon Eingang in fast alle touristischen Reiseführer.

Das erste der Fantasiegeschöpfe – Großväterchen Karl – ließ sich im Jahr 2018 am Geländer der Honigbrücke nieder. Diese führt zur Kant-Insel mit dem Königsberger Dom. Das letzte Kunstwerk dieser Art – der kleine Anton – präsentiert sich seit 2021 auf einem Bordstein vor dem Museum „Altes Haus“ im historischen Stadtbezirk Amalienau. Der Umstand, dass diese neuen Stadtverschönerungen bereits Eingang in alle Reiseführer gefunden haben, versetzt Ortsfremde ins Staunen. Viele Touristen sind von der Suche nach den Homlins begeistert und bestehen darauf, dass sie in ihr Reiseprogramm aufgenommen wird.

Die kleinen Bronzefiguren lassen neue Traditionen entstehen: Man stattet sie zu kalter Jahreszeit vorsorglich mit winzigen selbstgestrickten Mützen und Schals aus, schmückt sie mit kleinen Bernsteinketten oder lässt neben ihnen ein paar Münzen liegen. Noch hat sich glücklicherweise kein Vandale an den Homlins vergriffen, niemand hat versucht, sie zu beschädigen oder zu stehlen.

Die Idee, Homlins zu erfinden und sie zu den größenmäßig kleinsten Wahrzeichen Kaliningrads zu machen, kam vom Ehepaar Natalja und Sergel Schewtschenko. Sergej ist Archtekt, Natalja ist im Bereich Innendekoration tätig. Beruflich haben beide nichts mit Elfen, Zwergen, Kobolden oder sonstigen Märchenfiguren zu tun. Also müssen die Homlins ihrer Fantasie entsprungen sein. „Die Homlins entstanden nicht in Anlehnung an preußische Sagen, deutsche oder russische Märchen“, erzählt Natalja. „Uns schwebte etwas Besonderes vor, was man in Verbindung mit der tausendjährigen Geschichte unseres Bernsteinlandes bringen könnte. Es ist ja im Verlauf von Jahrhunderten der Traum vieler Völker – Pruzzen, Wikinger, Deutscher und Russen – gewesen, diese Gegend zu ihrem Zuhause zu machen. So auch unsere Homlins, sie träumen auch davon.“

Die Homlins sind jetzt  sieben an der Zahl. Ihnen werden keine weiteren Figuren folgen, so haben es ihre Erschaffer von Anfang an beschlossen. Sieben gilt ja als eine magische Zahl und mehr als sieben Köpfe wären selbst in einer Homlin-Familie zu viele. Dafür hat jedes Mitglied dieser Familie eine ausgesprochene Individualität. Großväterchen Karl ist begeisterter Holzschnitzer, er trinkt gern hausgemachten Kräutertee und ist stets gut gelaunt. Vater Leo gibt sich Träumereien hin und fällt durch seinen Hang zur Kreativität auf. Die gutherzige Mutter Barbara spart nicht mit Luftküssen und die ausgelassene Tochter Uljana reitet aus purem Jux eine Schnecke. Großmütterchen Marta ist für Natalja ihr Lieblingsgeschöpf: „Sie ist schlau und ich mache mir Gedanken darüber, was sie wohl in ihrem kleinen Sack versteckt haben mag: Münzen, Geldscheine, Gold oder Bernstein? Oder vielleicht irgendein Kraut. Wir haben sie ja ursprünglich für die Homlinreihe als Kräutersammlerin angedacht. Von mir aus soll dieses Rätsel ungelöst bleiben.“

Swetlana Pessozkaja