Hochbetrieb in der Brandung vor Pionerski. Der Sturm wirbelt das Wasser auf, für Bernsteinsammler ist das die beste Zeit. Foto: KE

Sternstunde für Bernsteinsammler

Mitte Januar frohlockten die Einwohner der Ostsee-Badeorte: Seestürme hatten Dutzende Kilogramm Bernstein an den Strand gespült.

Legt sich ein Seesturm, bricht die beste Zeit für Bernsteinsammler an. Der Sturm wirbelt das Wasser auf und lässt alles, was auf dem Meeresgrund liegt, nach oben steigen – auch das fossile Bernstein-Harz. Die Menschen sammeln die im Wasser treibenden Bernsteinstücke wie eh und je mit Keschern ein, nur sind diese nicht mehr wie vor Jahrhunderten aus Sehnen geflochten.

Moderne Bernsteinjäger sind bestens ausgerüstet und erzielen, etwas Glück vorausgesetzt, gute Beute. Das um so mehr, da viele Sammler inzwischen mit Booten aufs Meer hinausfahren – und mit Motoren, an die ein Wasserstrahl-Gerät angeschlossen ist. Sie treiben ein bis zu 10 Meter langes Rohr in den Meeresgrund, schwemmen ihn mit Hilfe von Druckwasserstrahlen auf und fangen den so aufgewirbelten Bernstein ein. Die Bernsteinjäger kommen inzwischen nicht mehr nur aus den umliegenden Badeorten, sondern sogar aus entfernten Städten wie Tschernjachowsk, Gussew und Krasnosnamensk. Die meisten von ihnen schließen sich zu Arbeitsgruppen zusammen. In Jantarny gehen diesem Gewerbe Hunderte von Menschen nach, meist junge Leute im Alter von 25 bis 45 Jahren.

Ob man dabei gegen geltende Gesetze verstößt oder nicht, hängt von der Art und Weise ab, wie man Bernstein gewinnt. Nicht verboten ist es, Bernstein mit Keschern aus dem Wasser zu fischen. Selbst wenn man in Küstennähe den Meeresgrund „aufbohrt“, entsteht nach Meinung von Umweltschützern kein großer Schaden, weil das Meer den Boden bald wieder selbst planiert. Anders verhält es sich mit dem Bernsteinabbau an Land. Die Gegend bei Chrabrowo beispielsweise ist inzwischen durch große Erdgruben verunstaltet. Sie sind durch jahrelangen wilden Bernsteinabbau entstanden – ein Schaden, der nicht wieder gutzumachen ist.