2016 wurde das Architektenbüro „Alleya“ beauftragt, ein Modell des Königlichen Schlosses anzufertigen. Die Idee seiner Restaurierung war damals noch nicht ad acta gelegt. Foto: I.S.

Schloss-Ausgrabungen werden zugeschüttet

Die Stadtverwaltung Kaliningrads hat beschlossen, die Ausgrabungen des Königsschlosses durch ein „Verfüllen mit Erdreich“ zu erhalten. Darüber sprach der Leiter der regionalen Denkmalschutzbehörde Jewgenij Maslow.

„Die bevorstehende Konservierung sieht eine vorausgehende Befestigung der erhalten gebliebenen Teile der originalen Bausubstanz vor. Die Ausgrabungsstelle soll im Anschluss daran komplett zugeschüttet werden“, sagte Maslow. Das ursprüngliche Vorhaben, die Ausgrabungen mit einer kostspieligen Überdachung aus Glas zu versehen, sei im Zuge einer Expertenberatung verworfen worden.

Einige Stimmen sehen in dem Verzicht auf die Glasüberdachung und somit auf ein Freiluftmuseum eher politische als wirtschaftliche, bautechnische oder sonstige Gründe. Würde ein solcher Plan heute umgesetzt, wo das Verhältnis zwischen Ost und West immer angespannter wird, könnte dies als Zeichen einer Regermanisierung ausgelegt werden. Was komisch wirkt, wenn man bedenkt, dass vor noch nicht allzu langer Zeit die Möglichkeit eines Wiederaufbaus des Königlichen Schlosses erwogen worden war. Derzeit steht das Thema jedoch nicht zur Debatte. Auch das nahegelegene Haus der Räte soll abgerissen und die dadurch freigewordene Fläche im Stadtzentrum neu bebaut werden.

Das Nachrichtenportal „Newkaliningrad“ versuchte, die Geschichte der Ausgrabungen am Schloss zu rekonstruieren. Demnach soll es an dieser Stelle bereits sechs Jahre nach Kriegsende zu ersten Forschungen gekommen sein. Diese wurden am Westflügel des Schlosses durchgeführt – dort, wo sich früher das Prussia-Museum befunden hatte. Es wurden dabei recht viele historische Funde sichergestellt. 1967 wurde an dieser Stelle unter der Obhut des Heimatmuseums weiter geforscht. Zwei Jahre später – die Schlossruine war zu dem Zeitpunkt bereits gesprengt worden – begann man dort nach dem verschollenen Bernsteinzimmer zu suchen. Die Reste aller noch erkennbaren Räumlichkeiten wurden Stein für Stein zurückgebaut und fortgeschafft, an ihrer Stelle bildeten sich Gruben, die 1972 mit Erdreich verfüllt wurden. 1993 und 1996 erfolgten Grabungen im östlichen Teil des Schlossgeländes.

Der „SPIEGEL“ schlug den örtlichen Behörden 2001 vor, die Suche nach dem Bernsteinzimmer vor Ort wiederaufzunehmen, und erklärte sich bereit, die Kosten dafür zu übernehmen. Die Suche dauerte sieben Jahre. Wie in den Jahren zuvor, war auch diesmal die Baltische Expedition des Archäologischen Institutes der Akademie der Wissenschaften Russlands für die praktischen Ausgrabungen zuständig. Reste der Bausubstanz wurden freigelegt, sorgfältig untersucht und wieder zugeschüttet. Erst 2005 fasste die Stadtverwaltung den Beschluss, die Ausgrabungsstelle als eine Art Freilichtmuseum für alle zugänglich zu machen. So kam es, dass die Reste des Westflügels und zum Teil auch des Ostflügels des Schlosses so lange zu besichtigen waren.

Die Ausgrabungen wurden nach 2008 weitergeführt – nun aber ohne Mitwirkung des „SPIEGEL“. Die freigelegte Bausubstanz bekam dann als Kulturerbeobjekt die offizielle Bezeichnung „Ruine des Königsschlosses aus dem 14. bis 18. Jahrhundert“. Durch Witterungseinflüsse kam es mehrfach zu Überflutungen und einem dadurch notwendigen Abpumpen des Wassers. Die Ausgrabungsstelle verkam, sie drohte vollends einzustürzen. Man nutzte sie trotzdem als Touristenattraktion weiter und begann sogar, Interessenten eine virtuelle Führung durch dieses Kulturerbeobjekt mittels 3D-Brillen anzubieten.

Später kam die Idee eines „durchsichtigen Sarkophags“ auf, der die Bausubstanz von oben zudecken und somit ermöglichen sollte, diese von innen zu besichtigen. So ging es weiter, bis unter all diese Pläne schließlich ein Schlussstrich gezogen wurde. Obwohl die Befürworter der Konservierungsmethode durch Zuschüttung angeben, man werde dies sehr „schonend“ durchführen, so dass eine erneute Freilegung jederzeit möglich sein werde, ist vollkommen klar, dass es sich um keine provisorische, sondern eine endgültige Entscheidung handelt.