Kants Wohnhaus als virtuelles Modell
Wissenschaftler und Techniker aus dem Zentrum für sozial-humanitäre Informatik der Kant-Universität Kaliningrad haben ein 3D-Modell des ehemaligen Königsberger Wohnhauses des großen Philosophen Immanuel Kant erschaffen.
Wiedererstanden auf Grundlage schriftlicher und visueller Quellen sind die Fassade des historischen Gebäudes und das angrenzende Stadtmilieu, die Flure im Erdgeschoss und im ersten Stock, der Vorlesungsraum, die Küche, das Arbeits- und das Schlafzimmer, die Bibliothek und das Gästezimmer. Als Vorlage dienten ebenso einige authentische Gegenstände aus dem persönlichen Besitz des Philosophen.
„Das Haus, welches Immanuel Kant 1783 in Königsberg erworben hatte, existiert nicht mehr, es wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgetragen“, heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle der Kant-Universität. „Es sind auch so gut wie keine Gegenstände erhalten, die einst zum persönlichen Besitz des Philosophen gehörten. Viele Möbel und das Interieur aus Kants Wohnung wurden nach dessen Tod versteigert, sein Museum besaß deshalb wenig echte persönliche Ausstellungsstücke. Und das Wenige, was erhalten geblieben ist, ging im Zweiten Weltkrieg verloren.“
„Mit Hilfe von 3D-Modellen können nicht nur Inhalte schriftlicher Quellen in visueller Form dargestellt, sondern auch komplizierte methodologische Forschungen angestellt werden“, berichtet die Leiterin des Informatikzentrums Elena Baranowa. „Es handelt sich dabei natürlich um eine hypothetische Wiedererschaffung eines Forschungsobjektes, welches nur über einen bestimmten Grad an Authentizität verfügen kann.“
Das virtuelle 3D-Modell von Kants Wohnhaus stellt nur den ersten Teil des Projektes der Universität „Die Epoche von Immanuel Kant“ dar. In Planung ist eine interaktive Führung durch das Haus, bei der man dessen Innenräume wie auf einer realen Museumstour wird besichtigen können. Einzelne Ausstellungsstücke sollen mit Informationsschildern versehen werden.