Kants Brief kehrt an Ursprungsort zurück
Das Staatliche Historische Museum Moskau stellt im Kaliningrader Museum für Geschichte und Kunst historische Reliquien aus seinen Beständen aus, die mit der Stadt am Pregel in Verbindung stehen.
Die gezeigten Exponate haben fast alle einen Bezug zur älteren oder jüngeren Geschichte der Stadt. So sind beispielsweise Schriftstücke der Großen Gesandtschaft des russischen Zaren Peter des Großen aus dem Jahre 1697 zu sehen sowie ein Autogramm des Schriftstellers Andrej Bolotow, das Tagebuch des Königsberger Generalgouverneurs Wassili Suworow und das Testament von Nikolai Karamsin, der sich in Königsberg mit Immanuel Kant getroffen und die Pregelstadt in seinen „Briefen eines russischen Reisenden“ beschrieben hatte. Zu den Ausstellungsstücken der jüngeren Geschichte gehören Gegenstände mit einem Bezug zum Kosmonauten Alexei Leonow, der in Kaliningrad aufwuchs.
Eine zentrale Position nimmt ein von Immanuel Kant eigenhändig geschriebenes Stück Papier aus der Reliquiensammlung von Geheimrat Graf Grigori Orlow ein, einem der reichsten russischen Staatsmänner des 19. Jahrhunderts. Orlow war ein begeisterter Sammler von Kunstgegenständen, wertvollem Schmuck und, was in jener Zeit recht ungewöhnlich war, von Autographen bekannter Persönlichkeiten. Die Sammlung des Grafen zählte über 4.000 solcher Schriftstücke, von denen das älteste aus dem 14. Jahrhundert stammt. Auch ein Brief Immanuel Kants, den dieser an den deutschen Philosophen Johann Gottfried Kiesewetter geschrieben hatte, befand sich in Orlows Besitz. Der Betrachter kann der Versuchung nicht widerstehen, bei diesem eng beschriebenen Schriftstück, das Kants Unterschrift und das Datum „1790“ trägt, länger zu verweilen.
Ein weiteres herausragendes Exponat ist das Schreiben Peter des Großen an den Stadtkommandanten von Elbing aus dem Jahre 1712. Insgesamt werden 200 Ausstellungsstücke gezeigt, zu denen auch ein Weinglas gehört, aus dem Zar Peter getrunken hat, als er 1721 zum Kaiser des Russischen Reiches ausgerufen wurde, sowie eine Urkunde des Zaren Iwan des Schrecklichen, ein Siegel des Feldherrn Barclay de Tolly, altertümliche Manuskripte und Bildnisse aus dem 19. Jahrhundert.
Andrej Janowski, Vize-Direktor des Staatlichen Historischen Museums in Moskau, ist stolz auf die in Kaliningrad gezeigte Ausstellung: „Wir werden oft gefragt, ob dieses oder jenes Ausstellungsstück ein Original oder eine Kopie sei. Von Kopien kann hier keine Rede sein, die Ausstellung enthält ausschließlich Originale, Antiquitäten von Weltbedeutung, auf die jedes Museum stolz sein kann.“
Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Oktober 2021 im Kaliningrader Museum für Geschichte und Kunst zu sehen.
Alexander Kateruscha, Kaliningrad