Blauer Himmel, Meer und Dünen – wo gibt es noch solch eine Natur? Foto: I.S.

Sanddünen: Umweltschützer schlagen Alarm

Die Veränderungen aufgrund des Klimawandels wirken sich katastrophal auf die Küstenregion der Kurischen Nehrung aus, heißt es in einem Bericht des Umweltschutzvereins „Ekosaschtschita“ an die UNESCO.

„Die Vorderdüne ist auf einer Länge von 22 Kilometern von Selenogradsk bis zur Vogelwarte zerstört worden. Sie kann der Nehrung keinen Schutz mehr vor Sand und der Meeresbrandung bieten. 22 von insgesamt 48 Kilometern machen fast die Hälfte des russischen Teils der Nehrung aus. Lediglich auf dem letzten 6 km langen Abschnitt der Nehrung behält die Düne noch ihre Funktion.“

Diese Einschätzung stützt sich auf Untersuchungen des Umweltschutzvereins von 2018 bis 2020. Seestürme, die es vor der Nehrung 2012 und 2019 gab, sowie Touristen, deren Zahl sich in den letzten Jahren vervielfachte, haben die Kurische Nehrung nach Meinung der Umweltschützer sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Alexandra Koroljowa, Co-Vorsitzende des Umweltschutzvereins „Ekosaschtschita“, erklärte im Interview mit der Webseite „Newkaliningrad“: „Wir haben den Zustand der Nehrungsküste drei Jahre lang überwacht und unsere Schlussfolgerungen in einem Bericht zusammengefasst. Wir sind die Küste mehrere Male in beiden Richtungen abgewandert und haben Hunderte Fotos gemacht. Außerdem haben wir Satellitenaufnahmen ab dem Jahr 2006 sowie Vorträge und Beobachtungen Kaliningrader Klimatologen ausgewertet. Wir glaubten, die Vorderdüne in- und auswendig zu kennen. Als wir jedoch die Ergebnisse unserer Untersuchungen graphisch dargestellt und die kritischen Stellen rot in einer Graphik markiert hatten, waren wir sehr erstaunt. Wir haben unsere Studien zusammengefasst und der UNESCO zur Verfügung gestellt, um die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit auf dieses Problem zu lenken und die russischen Behörden zu sensibilisieren, Anstrengungen zum Erhalt der Kurischen Nehrung als Welterbeobjekt zu unternehmen.“

Die Leitung des Nationalparks „Kurische Nehrung“ widersprach den Ausführungen der Umweltschützer. Diese würden „die Sachlage bewusst oder aus Unkenntnis verzerren“. In einer Pressemitteilung hieß es: „Die Nehrung ist in ihrem südlichen Teil viel mehr als im Norden dem Einfluss der Brandung ausgesetzt. Die Stärke der Wellen und der Winkel, in welchem das Meer auf die Küste trifft, unterscheiden sich im südlichen vom weiter nördlich gelegenen Teil der Nehrung. Der im Süden ausgeschwemmte Sand wird von der Strömung erfasst und erst an der Küste hinter der Siedlung Rybatschij wieder angeschwemmt. Das war und ist der Grund dafür, dass der nördliche Teil unserer Nehrung viel breiter als ihr südlicher Teil ist. Dies hat seinerzeit zur Bildung der Nehrung als Sandansammlung geführt.“