Der Grenzabschnitt Normeln auf der Frischen Nehrung. Ab hier beginnt der polnische Teil der Landzunge. Foto: I.S.

Umweltschädigung und Fehlkalkulation?

Polen baut auf der Frischen Nehrung weiter an einem Kanal, der es Schiffen ermöglichen soll, den Hafen Elblag direkt von der Ostsee aus kommend anzulaufen.

Damit soll die bisherige notwendige Passage russischer Hoheitsgewässer umgangen werden. Die Fertigstellung des Kanals ist für Ende 2022 geplant.

Die Idee, einen 1,3 Kilometer langen und 5 Meter tiefen Kanal quer durch die Frische Nehrung zu bauen, kam erstmals 2006 auf. Der Kanal werde dem Frischen Haff das Tor zur Ostsee öffnen und sei deshalb „für die Sicherheit des Landes und die Steigerung der Verteidigungskraft notwendig“ (Zitat aus einer in „Rossijskaja Gaseta“ Nr. 117 veröffentlichten polnischen Regierungsmitteilung). Der Kanal werde es Schiffen mit einer Länge bis zu 100 m, einer Breite bis zu 20 m und einem Tiefgang bis zu 4 m ermöglichen, direkt von der Ostsee aus in den Hafen Elblag einzulaufen. Die ursprünglich mit 220.000.000 US-Dollar veranschlagten Baukosten mussten jedoch bereits verdoppelt werden.

Das Bauvorhaben löste von Beginn an Diskussionen aus. Als erste schlugen die Umweltschützer Alarm – sowohl in Russland als auch in Europa. Die Natur werde zu beiden Seiten der russisch-polnischen Grenze stark geschädigt werden. Diese Region gehöre zum Öko-Programm der EU „Natura 2000“, mit dessen Hilfe bedrohte Tier- und Pflanzenarten geschützt werden sollen. Es werde befürchtet, dass sich der Kanal negativ auf die vorhandenen Vogelkolonien und den Wildtierbestand auswirke. Auch die Tourismusbranche werde erheblich geschädigt, vor allem auf polnischer Seite.

Ungeachtet dessen, dass es noch keine Einigung zwischen Warschau und Brüssel in dieser Frage gibt, gehen die Bauarbeiten weiter. „Es wird äußerst schwer sein, den zu erwartenden Umweltschaden zu beheben“, schreibt die „Rossijskaja Gaseta“. Die Zeitung stellt auch den erhofften wirtschaftlichen Nutzen des Kanal-Projektes in Frage: „Experten wissen, dass Schiffe der oben genannten Größe zwar im Ärmelkanal und auf dem Rhein, nicht aber in der Ostsee verkehren. Es gibt weder Schiffe noch Frachten, die auf diese Weise nach Elblag gelangen könnten. Das Projekt werde sich bei hohen Investitions- und Unterhaltskosten kaum rentieren.