Die Anzahl der mit dem Coronavirus infizierten Gebietsbewohner steigt weiter an. Seit dem Ausbruch der Epidemie sind über 1.000 Infektionsfälle diagnostiziert worden. Foto: I.S.

Chronik der Coronavirus-Pandemie in Kaliningrad

Die vom Präsidenten der Russischen Föderation festgelegte allgemeine Selbstisolation wurde im Gebiet am 12. Mai aufgehoben. Jedoch müssen Gebietsbewohner, die über 65 Jahre alt oder chronisch erkrankt sind, weiterhin zu Hause bleiben. Die restliche Bevölkerung wird verpflichtet, Mund-Nasen-Masken und Handschuhe zu tragen. Das bedeutet, dass die Gebietsbewohner in öffentlichen Verkehrsmitteln, Supermärkten oder generell in der Öffentlichkeit ausnahmslos nur mit angelegtem Mundschutz erscheinen dürfen. Wer diese Forderung missachtet, kann mit einem Bußgeld von bis zu 30.000 Rubel belegt werden.

Nach Angaben des regionalen Gesundheitsministeriums kommen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie 226 Ärzte und 505 Arbeitskräfte aus dem mittleren medizinischen Personal zum Einsatz, unter ihnen 19 Notfallärzte und 140 Krankenschwestern. Letztere bedienen Notrufe und liefern Patienten mit Verdacht auf Lungenentzündung oder eine Covid-Infektion in Krankenhäuser ein. Dabei wird eine Schutzkleidung getragen, die eine Ansteckung durch Bakterien oder Viren maximal verhindern soll. Alle in Frage kommenden Kliniken und Krankenhäuser verfügen über einen ausreichenden Vorrat an individuellen Schutzmitteln.

Trotzdem konnten Infektionen des ärztlichen Personals vielerorts nicht verhindert werden. So kam es in der größten medizinischen Einrichtung des Gebietes, dem Klinischen Gebietskrankenhaus, zu einem Infektionsausbruch. Bei 137 der insgesamt fast 1.500 beschäftigten Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger ist inzwischen eine Covid-Infektion festgestellt worden. Zwei von ihnen, ein Intensivmediziner und eine Krankenschwester, sind daran verstorben. Am 20. Mai musste das Kaliningrader Nothilfe-Krankenhaus seinen Betrieb nach Corona-Infektionen unter dem Personal unterbrechen. Insgesamt sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur „Mediazone“ in ganz Russland mittlerweile 9.500 Ärzte infiziert sein, über 190 von ihnen sind gestorben.

Der Gesundheitsminister der Gebietsregierung, Alexander Krawtschenko, gab bekannt, dass sich ca. 100 Ärzte und 250 Krankenschwestern geweigert hätten, ihrer Arbeit während der Corona-Epidemie nachzugehen.

Das regionale Gesundheitssystem sucht nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie ein Drittel mehr Krankenschwestern als zuvor, so das Internetportal „HeadHunter“. Bei 90 Prozent der angebotenen Stellen wird keine Berufserfahrung vorausgesetzt. Die Entlohnung liegt im Kaliningrader Gebiet bei ca. 20.000 Rubel (ca. 260 Euro) monatlich. Dies ist einer der niedrigsten Gehaltssätze im Föderationskreis Nordwestrussland. In St. Petersburg verdienen Krankenschwestern beispielsweise durchschnittlich 35.000 (ca. 450 Euro) Rubel pro Monat.

Einreisende Personen aus anderen russischen Regionen werden verpflichtet, sich 14 Tage in Quarantäne zu begeben. Dafür bestimmte Gebäude sind mittlerweile fast vollständig belegt.