Das historische Baukunst- und Kulturdenkmal „Friedländer Tor“ steht an der Ecke von Prospekt Kalinina und Dserschinskogo-Straße. Letztere ist die Ausfallstraße in Richtung Prawdinsk, ehemals Friedland. Foto: I.S.

Wo Vergangenes wieder lebendig wird

Das Museum „Friedländer Tor“ hat eine internationale Ausschreibung gewonnen. Ihm und seinen polnischen Kooperationspartnern, dem Begegnungszentrum „Swiatowid“ und dem Museum für Archäologie und Geschichte, winken jetzt Fördergelder in Höhe von 1,2 Millionen Euro.

Die Ausschreibung fand im Rahmen einer grenzübergreifenden Kooperation statt. Die EU beteiligte sich an der Finanzierung des Prämienfonds mit 1,3 Millionen Euro, Russland steuerte weitere 433.000 Euro bei. Das Museum „Friedländer Tor“ gewann den größten Teil der ausgeschriebenen Gelder.

AUSBLICK AUF DAS STADION

Das „Friedländer Tor“ verfügt über ein eigenes, 1,7 Hektar großes und wegen des Vorhandenseins eines Schutzgrabens und zweier Hügel recht malerisches Gelände. Das Problem ist, dass dieses bis heute kaum genutzt wird. Das Museum arbeitete jedoch ein Projekt aus, welches das Ziel verfolgt, die Museumsbestände aufzustocken sowie das anliegende Territorium neu zu gestalten und zu verschönern. Letzteres wird der kostenaufwendigste Teil des geplanten Projektes sein.

Das Museum will 16,7 Millionen Rubel für Elektrifizierung, Entwässerung und das Anlegen von Fußwegen ausgeben. Mit der praktischen Umsetzung dieses Planes soll allerdings erst im März 2021 begonnen werden. Sobald es etwas wärmer wird, beginnt die Restaurierung der ca. 200 Meter langen Innenmauer entlang des Schutzgrabens. Die Mauer soll bis zu ihrer einstigen Höhe von drei Metern aufgestockt und die Oberkante mit Dachpfannen bedeckt werden. Die Kosten für die Restaurierung der Innenmauer, deren unterer Teil stellenweise unterhalb der Wasserlinie im Schutzgraben verläuft, werden auf nahezu 7,8 Millionen Rubel geschätzt.

Die Besucher werden die Innenmauer nach Abschluss der Arbeiten über den ehemaligen Weg für die Wachen betreten können. Dieser war jahrelang verwahrlost, größtenteils mit Erde zugeschüttet und überwuchert. Man wird ihn jetzt neu anlegen müssen, obgleich ein Teil der Zementstufen aus deutscher Zeit noch erhalten ist. Auf der Oberkante der Innenmauer soll eine Aussichtsfläche mit Blick auf die Umgebung und das benachbarte Stadion geschaffen werden.

Die Mitarbeiter des Museums erwägen des Weiteren die Möglichkeit, eine Art kleines „Amphitheater“ mit 100 bis 150 Sitzplätzen anzulegen. Man könnte dort den Besuchern Filme auf einer am gegenüberliegenden Ufer gespannten Leinwand zeigen.

SIEBEN BRÜCKEN

Auf einer anderen Anhöhe soll eine Ausstellung entstehen, deren Thema die sieben Königsberger Brücken sind. Einige Exponate sind bereits im Hof des Museums zu sehen, darunter ein 17 Tonnen schwerer Zugmechanismus der Hohen Brücke, das alte, fast 150 Meter lange Geländer der Grünen Brücke sowie einige vernietete Eisenteile der Brücke, die bis vor kurzem in der Datschnaja-Straße gestanden hat.

Die Brücken Königsbergs wird man anhand eines Modells zum Anfassen darstellen. Die Besucher werden sich so mit der berühmten Aufgabe des Mathematikers Euler vertraut machen: Ob es möglich ist, über alle sieben Brücken Königsbergs zu laufen, ohne eine beliebige von ihnen zweimal zu passieren. Da diese Aufgabe wie bekannt unlösbar ist, haben die Museumsmitarbeiter beschlossen, dem Modell die 2005 gebaute Jubiläumsbrücke hinzuzufügen und so die Anzahl der Brücken auf acht zu erhöhen. Eine im Maßstab 1:17 verkleinerte Kopie der Hohen Brücke werden die Besucher selbst mit Hilfe eines Griffs hochziehen und wieder herunterklappen können.

EHEMALIGES BLOCKHAUS

Es gibt heute im Innenhof des Museums zwei Gebäude, von denen das erste ein Verwaltungsgebäude ist und das zweite ein Blockhaus des Friedländer Stadttores in Königsberg aus dem 19. Jahrhundert war. Das Blockhaus bestand seinerzeit aus rotem Backstein, der mittlerweile unter der grauen Fassade kaum mehr erkennbar ist. Im Gebäude befindet sich der Sitz der Muslimischen Gemeinde Kaliningrads. Die Stadtverwaltung hat sich aber bereit erklärt, der Gemeinde andere Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Mit der Sanierung des Blockhauses will man im Mai 2020 beginnen. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Erneuerung der Fassade, sondern um die Verlegung neuer Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen sowie die Installation von Belüftungskanälen und Brandmeldern. Die Räume im Erdgeschoss des dann sanierten Blockhauses sollen zur Unterbringung von temporären Ausstellungen dienen. Dafür hat es dem Museum bisher immer an Fläche gemangelt. Im ersten Stockwerk plant man die Einrichtung eines Kinder-Zentrums mit zahlreichen Möglichkeiten für Spiel und Spaß.