Kaliningrad zu einem offenen Tor nach Europa machen – diese ambitionierte Aufgabe setzt sich der Generaldirektor der Holding-gesellschaft „Novaport“, Sergej Rudakov, zum Ziel. Foto: I.S.

„Wir machen Kaliningrad zu einem Tor nach Europa“

Die westlichste Stadt Russlands zu einem Tor nach Europa machen – von diesem ambitionierten Ziel spricht der Generaldirektor der Holdinggesellschaft „Novaport“ Sergej Rudakov in einem Interview mit unserer Zeitung.

Zur Information: Novaport ist ein Netz von regionalen Flughäfen in Russland, das sich mit der Umsetzung von mehreren Entwicklungsprogrammen beschäftigt. Das Ziel der Programme ist, die Infrastruktur der Airports auf eine qualitativ neue, den Anforderungen der Fluggesellschaften und den Belangen der Fluggäste entsprechende Stufe zu bringen.

KE: Chrabrowo ist fast nicht wiederzuerkennen. Das Flughafengebäude ist 25.500 Quadratmeter groß, es entspricht allen international üblichen Standards. Die Start- und Landebahn ist auf 3.350 Meter verlängert worden und jetzt für fast alle Flugzeugtypen geeignet. Trotzdem finden so gut wie keine Flüge ins Ausland statt. Warum?

Rudakov: Wir bitten um etwas Geduld! Wir wollen und können Kaliningrad zu einem Drehkreuz-Flughafen, einem nach Europa geöffneten Tor machen. Dies übrigens nicht so sehr für Fluggäste aus Moskau, die ja schon lange über eine solche Möglichkeit verfügen, sondern für Menschen aus den entlegenen Regionen Russlands, aus dem Ural, aus Sibirien und dem russischen Fernost.

KE: Ich möchte Sie kurz an „KD-avia“ erinnern (eine private Fluggesellschaft, die in Kaliningrad von 2002 bis 2009 tätig war – Anmerkung der KE-Redaktion). Sie verband unsere Region mit zwölf Großstädten Europas und der Welt, täglich erfolgten dreimal so viele Flüge wie zuvor und die Anzahl von pro Jahr abgefertigten Fluggästen stieg um eine Million. Dabei stand dieser Fluggesellschaft nicht einmal die Hälfte Ihrer heutigen Präferenzen zur Verfügung. Vielleicht mangelt es jetzt am politischen Willen?

Rudakov: Nein, unser Konzept ist heute ein anderes. Was wir wollen, ist, dass dieser hervorragende, im äußersten Westen unseres Landes gelegene Flughafen nicht nur den Einwohnern der Exklave Kaliningrad, sondern allen Reisenden als eine Art Umstiegs- und Verkehrsknotenpunkt mit einem breitgefächerten Angebot an Transferflügen in westlicher Richtung dienen soll.

KE: Warum soll dann ein Fluggast nicht Moskau, sondern eben Kaliningrad als Ort für einen Umstieg bevorzugen?

Rudakov: Weil wir ihm optimale Anschlüsse werden bieten können. Der Grenzschutz und der Zoll sichern uns ihre volle Unterstützung zu und garantieren, dass alle Formalitäten nicht über eine Dreiviertelstunde in Anspruch nehmen werden. Hauptsache ist jedoch, dass der Transfer über Kaliningrad kostengünstiger, eventuell um ein Mehrfaches, sein wird.

KE: Wodurch?

Rudakov: Dadurch, dass wir in unserem Konzept auf Billigfluganbieter aus dem In- und Ausland setzen. Wer gut bemittelt ist, der mag die Moskauer Aeroflot bevorzugen. Wir hingegen bieten kostengünstige Angebote. Von Tscheljabinsk im Ural wird man zum Beispiel für viel weniger Geld über Kaliningrad nach Berlin fliegen können als über Moskau.

KE: Was wird dafür getan?

Rudakov: Wir bauen unser interregionales Flugnetz aktiv aus, so dass Fluglinien aus verschiedenen Teilen unseres Landes sich in Kaliningrad kreuzen. Und wir führen Gespräche mit Fluggesellschaften im Ausland. Einige von ihnen haben bereits ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit bekundet, so beispielsweise Wizz Air aus Ungarn und eine italienische Fluggesellschaft. Bald nehmen wir Gespräche mit unseren deutschen Kollegen auf.KE: Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und hoffen, dass auch wir, einfache Fluggäste, davon profitieren werden!