Fjodor Konjuchow, berühmter Globetrotter und Hobbymaler, stellt seine Bilder im Kaliningrader Meeresmuseum aus. Foto: I.S.

Buntes Potpourri eines Weltreisenden

Fjodor Konjuchow, berufsmäßiger Globetrotter erst in der Sowjetunion, dann im heutigen Russland, Diplom-Kapitän zur See, Heißluftballon- und Hundeschlittenfahrer, Bergsteiger, Schriftsteller und Prediger, hat nun auch unsere Stadt Kaliningrad besucht.

Noch ein wichtiges Detail: Konjuchow ist ein begabter Maler, das bezeugt seine derzeitige Ausstellung mit dem Titel „Potpourri eines Weltreisenden“ im Meeresmuseum. Auf etwa 50 Gemälden schildert Konjuchow seine Reisen der vergangenen dreißig Jahre durch die ganze Welt. Was man darauf nicht alles sehen kann: Tiere und Vägel, das Eis der Berge und den Sand der Wüsten, Flüsse, Meere und vieles mehr! Er hat aber auch Menschen gemalt: Polarforscher, Seefahrer und Jäger. Insgesamt schuf er bereits über 3.000 Bilder.

Einen Ehrenplatz nimmt in Konjuchows Ausstellung das Bild „Rote Möwe“ ein. Einen solchen Vogel will er gesehen haben, als er eines Tages auf hoher See jegliche Orientierung und die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang seiner Seereise verloren hatte. „Ich sah plötzlich mit meinen entzündeten Augen diese rote Möwe und begriff, dass das Festland nah sein musste. Ich ruderte, was das Zeug hielt, und habe bald tatsächlich das Land erblickt“, erzählte Konjuchow bei der feierlichen Eröffnung seiner Ausstellung.

Er berichtete den Besuchern von seinen Weltumrundungen, den Segelpartien quer durch den Atlantik, den Rekordleistungen und seinen Zukunftsplänen. Die Zuhörer waren von seinem Mut, der Ausdauer und Willensstärke aufs Tiefste beeindruckt. Es schien, als ob es für Konjuchow keine Hindernisse gebe, die er nicht überwinden könne. Nachstehend bieten wir der Aufmerksamkeit unserer Leser ein paar Auszüge aus seiner Erzählung an:

SEEFAHRT IM ATLANTIK

Das Weltmeer ist groß, aber nicht zu groß für mich. Ich habe die Erde sechsmal umrundet, einmal davon mit einem Heißluftballon. Den Atlantik habe ich 17 Mal, den Pazifik und den Indischen Ozean mehrere Male überquert. Der Rekord, den ich 2001 mit meiner Fahrt über den Atlantik mit dem Ruderboot „Uralaz“ in nur 46 Tagen aufgestellt habe, konnte danach zwölf Jahre lang von niemandem gebrochen werden.

Zuvor hatte ein Franzose den Atlantik in 58 Tagen überquert. Man lachte mich vor Beginn der Bootsfahrt aus: „Der Franzose war erst 28 und du bist schon 50 Jahre alt. Er ist jung und in bester Form, so dass du null Chancen gegen ihn hast.“

Ich sah tatsächlich ein, dass ich es in puncto Muskelkraft mit dem Franzosen nicht aufnehmen konnte. Aber ich begann mich trotzdem, auf die Ruderfahrt vorzubereiten. Die Engländer, die das Boot für mich bauen sollten, sagten, sie würden erst in zwei Jahren damit fertig sein. Also standen mir zwei Jahre zur Verfügung, um mich auf den Wettkampf vorzubereiten. Ich habe den Atlantik in diesen zwei Jahren 15 Mal überquert – allein und mit der Mannschaft! Ich habe dabei erforscht, wo es welche Strömungen gibt. Und das gab dann den Ausschlag! Denn der Franzose hat den Atlantik in einer schnurgeraden Linie überquert, ich aber habe die Strömungen immer wieder gewechselt und das Ziel in 46 Tagen erreicht.

Allerdings hat ein britischer Freund von mir zwölf Jahre später auch diesen Rekord geschlagen: Er schaffte es in 40 Tagen, bis schließlich ein Niederländer den Atlantik in einem Ruderboot in 30 Tagen überquert hat.

SEGELFAHRTEN

Die „Krusenstern“ und die „Sedov“ sind natürlich prima Segler. Sie sind aber schon ein wenig in die Jahre gekommen. Man sollte jetzt neue Segler bauen, die schnell wie Kriegsschiffe sind. Ein Kreuzschiff entwickelt heutzutage eine Geschwindigkeit von 35 bis 38 Knoten.

Ich frage: Ist ein Kadett, der sein Hochseepraktikum auf der mit nur 9 Knoten fahrenden alten „Krusenstern“ absolviert hat, geeignet für den Dienst auf einem Militärschiff? Segelschiffe müssen ebenso schnell fahren können. Wie machen es die Franzosen? Sie bringen es fertig, den Erdball in nur 40 Tagen mit einem Fahrtempo bis zu 45 Knoten zu umrunden. Sie segeln bei Tag und Nacht und kämpfen sich durch jeden Sturm auf hoher See. Das ist es, was wir Russen auch anstreben sollten. Ihr Kaliningrader lebt doch hier am Meer, also solltet ihr das als Erste in Russland anpacken!

REKORDE

Sagt mir jemand: „Ich habe vor, in drei Jahren um den Erdball zu segeln“, dann denke ich bei mir: „Wieso erst in drei Jahren? Warum nicht jetzt gleich?“

Es gibt neun Weltrekorde auf der Welt und sie alle gehören Frankreich. Ich glaube, Russland ist in der Lage, solche Yachten zu bauen, mit denen wir all diese Rekorde schlagen und nach Russland holen könnten.

Ich selbst habe 25 Weltrekorde aufgestellt. Mein Freund, der US-Amerikaner Steve Fossett, ist mir immer voraus gewesen, aber er ist nun tot und ich fühle mich nach seinem Tod ziemlich allein auf dieser Welt. Denn er hat immer das Tempo angegeben und doppelt so viele Rekorde wie ich aufgestellt.

Meine Rekorde habe ich mal mit dem Heißluftballon, dann wieder mit Segel- und Ruderbooten und mit Hundeschlitten erzielt. Ja, ich habe Grönland mit einem Eskimo in 16 Tagen durchquert. Die Dänen haben es in 19 Tagen geschafft. Also gehört der Weltrekord für die „Fahrt durch Grönland mit Hundeschlitten“ jetzt unserem Land.

STERNWARTE

Ich baue mir in meinem Dorf eine Sternwarte und hoffe, damit in einem Jahr fertig zu sein. Die Amerikaner planen für 2024 eine neue Mondlandung. Wir Russen haben dafür 2026 oder 2028 angepeilt. Ich möchte dabei sein und beobachten, wie das alles Wirklichkeit wird. Kaliningrad könnte eine Sternwarte übrigens auch gut gebrauchen!