Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Kaliningrader Universität an die gebürtige Ostpreußin und herausragende Publizistin Marion Gräfin Dönhoff. Foto: I.S.

Zum Andenken an Marion Gräfin Dönhoff

In der Gebietsregierung ist ein Antrag auf Errichtung eines Denkmals für Marion Gräfin Dönhoff, die namhafte Vertreterin der politischen Publizistik im Nachkriegsdeutschland, eingegangen. Eine Arbeitsgruppe ist dabei, Spenden für den Entwurf und die Anfertigung des Denkmals zu sammeln.

Marion Dönhoff kam 1909 im Schloss Friedrichstein, dem Adelssitz ihrer Familie unweit von Königsberg, zur Welt. Sie hat den Kampf der deutschen Kommunisten gegen die Machtergreifung der Nazis aktiv unterstützt und blieb ihren Prinzipien während ihres langen Lebens immer treu. Ihr Lebensmotto war „lieben, ohne zu besitzen“.

Die Mitglieder der Initiativgruppe, die den Antrag auf die Schaffung des Denkmals gestellt hat, halten die Wahrung des Andenkens an Marion Gräfin Dönhoff als herausragende historische Persönlichkeit und Freundin unserer Stadt für notwendig und sinnvoll.

Juri Tichonow, Leiter der Initiativgruppe E-Mail: kamenka.friedrichstein@gmail.com

Wir, die Redaktion des „Königsberger Express“, sind begeistert von dieser Initiative und möchten hier einen Auszug aus unseren Erinnerungen an Marion Gräfin Dönhoff nachdrucken, die 2002 im KE veröffentlicht wurden:

„Wir lernten Marion Gräfin Dönhoff ganz zu Anfang der 1990er Jahre kennen. Ihr Name war im damaligen Kaliningrad von einem legendären und geheimnisvollen Schleier umwoben. Genauso konnte man das auch von ihrem Landgut in Friedrichstein sagen, welches von der unerbittlichen Kriegswalze überrollt und vernichtet worden war. Im Volksmund hieß es damals, dass die Gräfin unser Gebiet heimlich besucht hatte, als es noch für Ausländer gesperrt war, und dass sie es vermochte, das Gesehene mutig zu ertragen, ohne jemanden oder etwas zu beschuldigen. Später lasen wir dies in ihren Büchern und waren von der Toleranz und Unermesslichkeit ihres geistigen Niveaus überwältigt.

Sie war die erste, die wir in unsere Idee einweihten, in Kaliningrad die Zeitung ‚Königsberger Express’ herauszugeben. Sie stimmte der Idee begeistert zu, denn sie sah darin eine Brücke, um Vergangenheit und Zukunft zu verbinden und die uns trennenden Grenzen abzuschaffen – und sei es erst einmal nur in unseren Herzen und Seelen.

In Ehren halten wir ihre wunderschönen Briefe und Fotos, auf denen sie das Kant-Denkmal einweiht, ihr von der Kaliningrader Universität der Ehrentitel Doktor honoris causa verliehen wird und sie ihre Stipendiaten in Nikolaiken empfängt. Sie hinterließ Dutzende von Büchern, Hunderte von Beiträgen und die in der ganzen Welt bekannte ‚ZEIT‘. Der bronzene Kant und die Turmspitzen des Königsberger Domes sind greifbar gewordene Inspirationen der Gräfin, die sie nie werden vergessen lassen. Es ist aber auch der in ihrer einstigen Heimat erscheinende ‚Königsberger Express’ geblieben – eine kleine Zeitung mit nostalgischem Namen, ein Symbol der Versöhnung und der Hoffnung.“