Der erste Zug Berlin-Kaliningrad an der Bahnstation Dserschinskaja-Nowaja. Foto: I.S.

Zugverbindung mit Berlin weiterhin ein Traum?

Die günstige geografische Lage und die potenzielle Zahl von interessierten Reisenden bewegt die Eisenbahnbehörden Kaliningrads und Berlins, sich Gedanken über die Wiederaufnahme einer direkten Zugverbindung zu machen.

Eine direkte Zugverbindung zwischen dem Kaliningrader Gebiet und Deutschland war 2003 eröffnet worden und wurde 2013, nachdem Polen die Transitgebühren für Passagierzüge erhöht hatte, wieder stillgelegt. Seitdem existierten Pläne auf deutscher und russischer Seite, die Verbindung wieder aufzunehmen. Diese wurden jedoch nie umgesetzt. Die Nachrichtenagentur „Kaliningrad.ru“ geht dem Problem auf den Grund.

Der Zug Kaliningrad-Berlin verkehrte fast zehn Jahre lang – von 2003 bis 2013 mit einer kurzen Unterbrechung im Jahre 2010. Der Begriff „Zug“ ist wohl zu hoch gegriffen, denn es handelte sich um einen Kurswagen, der auf polnischem Territorium an den Zug Warschau-Berlin angehängt wurde. Die Gesamtfahrtzeit für die 600 Kilometer Entfernung betrug 15 Stunden. Die Standzeit an der Grenze und die Kurswagenumstellung dauerten im Schnitt eine halbe Stunde.

2016 stellte die Fluggesellschaft AirBerlin ihren Flugbetrieb nach Kaliningrad ein. Das Gebiet verlor somit die letzte direkte Verkehrsverbindung mit der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Umstand bewog die Kaliningrader Eisenbahn, sich Gedanken über die Wiederaufnahme einer direkten Zugverbindung zu machen. 2017 kam der Vorschlag auf, eine Eisenbahnroute St. Petersburg-Kaliningrad-Berlin ins Leben zu rufen. Das deutsche Verkehrsministerium unterstützte diese Idee. „Wir stellen uns vor, dass ein großer Teil dieser Verbindung über Frankfurt (Oder) auf der bereits bestehenden Strecke Warschau-Brest-Minsk erfolgen könnte. Die Züge können diese Strecke heute mit Tempo 160 km/h befahren“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Das Projekt wurde jedoch nicht realisiert.

Jürgen Murach, Vertreter des Berliner Senats und Verkehrsexperte, erklärte gegenüber der Agentur „Kaliningrad.ru“, dass die Möglichkeit einer Wiederaufnahme des direkten Zugverkehrs im Rahmen zweier Projekte erörtert wurde. Das erste Projekt sah den Anschluss Kaliningrads an eine von der EU geplante Eisenbahnroute „Rail Baltica“ vor, die Tallin über Riga und Kaunas mit Warschau verbinden soll. Dieses Projekt war aktuell, bis Russland seine Gegensanktionen verhängt hatte.

Das zweite Projekt war eine NGO-Initiative der Ostbahn. „Mehrere Kommunen wollten in Zusammenwirken mit der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg die historische Eisenbahnlinie Küstrin-Kaliningrad zu neuem Leben erwecken und modernisieren. Dadurch hätte die Fahrtzeit wesentlich verkürzt werden können. Man war beispielsweise in der Vorkriegszeit von Berlin nach Königsberg nur 6,5 Stunden unterwegs. Die Strecke könnte von den elektrisch angetriebenen Zügen „Talgo“ aus spanischer Produktion befahren werden. Die Talgos sind in der Lage, die Spurweite automatisch umzustellen. Sie verkehren heute zwischen Moskau und Berlin.

Beide Projekte existieren bisher jedoch nach wie vor nur auf dem Papier. Man sieht Hindernisse in der politischen Situation, die für beide Seiten unvorteilhaft ist, und im Problem der Grenzabfertigung. Experten halten beispielsweise die Eisenbahnroute von St. Petersburg über Kaliningrad nach Berlin nur dann für sinnvoll, wenn sie in einem Hochgeschwindigkeitsformat realisiert würde.

Das setzt aber voraus, dass die Pass- und Zollkontrolle möglichst schnell, d.h. während der Fahrt erfolgen muss. Es fragt sich, ob die polnischen und russischen Partner sowie die Eisenbahndirektionen der Anrainer-Staaten dazu bereit sind. Die Realität zeigt leider, dass dem nicht so ist.