Südbahnhof begeht doppeltes Jubiläum
Gleich zwei Mal kann der größte und wichtigste der Kaliningrader Bahnhöfe dieser Tage feiern: 90 Jahre sind seit seiner Fertigstellung in Königsberg und 70 Jahre seit seiner Wiederinbetriebnahme in Kaliningrad vergangen.
Der Hauptbahnhof Königsberg wurde laut Wikipedia am 19. September 1929 an Stelle der früheren Bahnhöfe Königsberg-Süd und Königsberg-Ost eröffnet. Er gehörte seinerzeit zu den modernsten Bahnhöfen der Deutschen Reichsbahn, besaß eine dreischiffige Halle, ein großzügiges Empfangsgebäude in architektonischer Anlehnung an den Expressionismus bzw. die Backsteingotik, separate Gepäcktunnel und gastronomische Einrichtungen.
Auf dem Vorplatz wurde eine viergleisige Wendeschleife der Straßenbahn verlegt. Von Beginn an bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war der Bahnhof ein internationales wie nationales Verkehrsdrehkreuz mit wichtigen Zügen nach Berlin und Riga und durchgehenden Kurswagen nach Liebau, Warschau, Breslau, Dresden und Paris.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gleisanlagen des weitgehend unzerstört gebliebenen Bahnhofes auf russische Breitspur umgespurt, der Hauptbahnhof hieß fortan Südbahnhof (Juschny) und war Endpunkt der Züge aus Moskau, Leningrad und anderen sowjetischen Städten. Zwei Bahnsteiggleise wurden elektrifiziert. Von hier aus fahren seitdem einige Vorortzüge über eine eingleisige Verbindungsstrecke zum Nordbahnhof/Kaliningrad Sewerny und von dort zu den Badeorten Swetlogorsk/Rauschen und Selenogradsk/Cranz. Der erste Zug aus Deutschland erreichte Kaliningrad am 9. August 1991 als Touristen-Sonderzug aus Berlin. Im Jahre 1993 wurde diese Regelspurverbindung unter Nutzung eines bis dahin freien Gleistroges in der Bahnsteighalle bis zum Südbahnhof verlängert, so dass Züge aus West- und Mitteleuropa bis dorthin verkehren konnten.
Die Pressestelle der Russischen Eisenbahn veröffentlichte zum Jubiläum folgende Mitteilung: „Von diesem im äußersten Westen unseres Landes liegenden Bahnhof fahren täglich Passagierzüge des Fern- und Nahverkehrs ab bzw. treffen hier ein. Der Bahnhof zeichnet sich dadurch aus, dass er ein einzigartiges Baudenkmal und Objekt des überlieferten Kulturerbes ist. Seine Architektur, seine Bahnsteige, die Be- und Entladerampen blieben praktisch unverändert. Dafür sind aber die Bahnhofshallen von Grund aus saniert, modernisiert und verschönert worden. Der Bahnhof bietet den Fahrgästen heute verschiedene Dienstleistungen, darunter auch elektronische, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Für behinderte Fahrgäste wurde Barrierefreiheit geschaffen.“